Interview mit Carolin Hamm, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Technologiemanagement am Fraunhofer IPT

Blogbeitrag /

Wie lassen sich Industrieprojekte, Forschung und Promotion im Job unter einen Hut bringen? Wir haben nachgefragt: In unserem aktuellen Blogbeitrag beantwortet Carolin Hamm, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Stipendiatin des TALENTA-Förderprogramms der Fraunhofer-Gesellschaft, zehn Fragen zu Ihrem Karriereweg und erklärt, wie Frauen durch die TALENTA-Förderung den Karriereturbo für Führungspositionen in der angewandten Forschung zünden können.

Wer ist Carolin Hamm?

Ich bin ein sehr lebensfroher Mensch, der sowohl im beruflichen als auch im privaten immer mit viel Offenheit an Aufgaben herangeht. Ich stecke mir gerne spannende Ziele: Gerade arbeite ich an meiner Dissertation und bereite mich nebenher auf einen Obstacle Run vor. Außerdem bin ich sehr reiselustig, bin gerne unterwegs und verbringe dabei möglichst viel Zeit mit Familie und Freunden.

Was steht denn auf deiner Visitenkarte?

Dort steht: »Technologiemanagement, Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT«.

Worum geht es in deinem Job?

Mein Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin ist durch eine unglaubliche Vielfalt an heterogenen Themen und Aufgaben aus Industrie- und Forschungsprojekten geprägt. Im Strategischen Technologiemanagement erarbeiten wir ganz individuelle Lösungen für unsere Kunden – von der Konzeption bis zur inhaltlichen Ausgestaltung von Strategien, Prozessen und Methoden. Auch bei der anschließenden Implementierung begleiten wir Unternehmen unterschiedlicher Branchen.

Unsere Themen reichen von der Strategieentwicklung und erfolgreichem Management über die digitale Transformation und Elektromobilität bis zur Gestaltung von Inkubatoren und zur agilen Produktentwicklung. Kürzlich haben wir beispielsweise die Technologieplanung für den Aufbau eines neuen Werkes für einen Hersteller von Kunststoffprodukten begleitet, um ein Anwendungsbeispiel aus der Industrie zu nennen.

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin nehme ich eine Doppelrolle ein: Ich bin sowohl Projektleiterin und -mitarbeiterin als auch Doktorandin. Hier schafft das breite Spektrum an Aufgaben und Anforderungen wichtige Synergieeffekte und erlaubt es mir, komplementäre Themenfelder zu erschließen und mich weitreichend mit Partnern aus Forschung und Industrie zu vernetzen. Die Vielfalt in den Themen und Branchen und unser Anspruch eine auf unseren Auftraggeber zugeschnittene Lösung zu erarbeiten, erfordert ein besonderes Profil, das sich gut mit einem Schweizer Taschenmesser vergleichen lässt: Ein praxisorientiertes Format, das für jedes Problem die passenden Lösungsansätze bereithält. Genau diese Herausforderung macht meinen Job so besonders.

Wie bist Du darauf gekommen, als Technologiemanagerin am Fraunhofer IPT einzusteigen?

Ich bin ganz zufällig auf das Fraunhofer IPT aufmerksam geworden, als ich an einem Karriereabend am Aachener Campus unterschiedliche Industrieunternehmen kennenlernen wollte. Dort bin ich mit meinem ehemaligen Abteilungsleiter Dr. Ramon Kreutzer ins Gespräch gekommen. Dabei habe ich von dem breiten Themenspektrum, den spannenden Industrieprojekten und den Karrierechancen im Technologiemanagement erfahren. Diese verschiedenen Stoßrichtungen bekommt man so als Gesamtpaket nirgendwo. Als ich daraufhin die Abteilung und potenziellen Kolleg:innen kennenlernte, war die Entscheidung gefallen, meinen nächsten beruflichen Schritt am Fraunhofer IPT zu gehen.

Was ist wichtig für deinen Job?

Die Begeisterung für strategische Themen, technisches Verständnis und Analysefähigkeit sind wesentlich, um sich schnell in neue Aufgaben einarbeiten zu können und darauf aufbauend maßgeschneiderte Konzepte zu erarbeiten. Wir konzipieren täglich innovative Lösungen und Strategien in Zusammenarbeit mit Auftraggebern und Projektpartnern. Kommunikations- und Teamfähigkeit sind dafür ebenso entscheidend wie eine eigenständige und verantwortungsbewusste Arbeitsweise. Daneben sind Neugier und Kreativität gerade in der Projektarbeit maßgebend. Meine persönlichen Erfolgsgeheimnisse bleiben aber in jedem Fall Lockerheit, Optimismus und gute Laune!

Was sind deine persönlichen Karriereziele?

Mein nächstes großes Karriereziel ist die Promotion. Langfristig strebe ich aber eine Führungskarriere an. Beide Ziele kann ich durch die Teilnahme am Fraunhofer-TALENTA-Programm mit einem besonderen Augenmerk fokussieren und vorantreiben. Das Programm setzt sich aus zwei großen Bausteinen zusammen: Aus der Karrierezeit und aus einem zusätzlichen Budget für ein individuelles Weiterbildungsprogramm. Während der Karrierezeit verfüge ich über ein Zeitbudget, das mich dabei unterstützt, mein persönliches Karriereziel zu erreichen. Ich nutze die verfügbare Zeit vor allem, um meine Promotion voranzutreiben. Die Karrierezeit ermöglicht es mir aber auch, mich darüber hinaus der Weiterentwicklung eines Geschäftsfeldes oder der Weiterbildung in einem bestimmten Themenfeld zu widmen.

Was ist an TALENTA so besonders für dich?

Der Austausch mit anderen Teilnehmerinnen und der Aufbau eines Netzwerks, das sowohl während als auch nach Ablauf des Programms bestehen bleibt, stehen für mich absolut im Vordergrund. Dazu schafft das Programm regelmäßig Möglichkeiten zur Zusammenkunft, zum Beispiel bei gemeinsamen Veranstaltungen wie der Female Empowerment Night oder einem Speed Dating zum Kennenlernen anderer Teilnehmerinnen. Zudem bieten die Seminare und Kurse sowie die Möglichkeit eines individuellen Coachings oder Mentoring-Programms einen erfolgsorientierten Mehrwert für den Aufbau von Führungskompetenzen.

Wie sieht dein privater Ausgleich aus?

Zum Ausgleich bin ich viel und gerne mit Freunden unterwegs. Unsere Unternehmungen sind oft sehr vielseitig. Das können zum Beispiel Wanderungen im Aachener Umland sein, Rennradtouren in die Niederlande und Belgien, aber auch ein entspannter Abend bei einem Wein oder Bier auf dem Aachener Katschhof. Außerdem liebe ich es, zu backen. Während des Studiums habe ich in den Semesterferien sogar mal eine Woche in einer Konditorei ausgeholfen. Mein Meisterstück am Ende war eine Nougattorte.

Gibt es deiner Meinung nach den idealtypischen Lebenslauf für eine Karriere im Technologiemanagement?

Den gibt es nicht. Auch mein Lebenslauf, der mit einer Ausbildung zur Bankkauffrau begann, ist kein typischer Weg. Die Vielfalt der Aufgaben und Projekte im Technologiemanagement erfordern zuallererst Begeisterungsfähigkeit für die heterogenen Themen und Herausforderungen unserer Kunden und Projektpartner. Qualifizierend sind hier vor allem ein (wirtschafts-) ingenieurwissenschaftliches Studium, ebenso wie Physik und Informatik.

Welche drei Karrieretipps würdest du Menschen geben, die sich im Technologiemanagement bewerben wollen?

Erstens: »Good things never come from comfort zones«: Die Arbeit im Technologiemanagement erfordert es, sich eigenverantwortlich und entschlossen neuen Herausforderungen zu stellen und mutig ins kalte Wasser zu springen. Bademeister inklusive!

Zweitens: Wir arbeiten häufig mit Expert:innen in unterschiedlichen Themenfeldern zusammen. Daher sind sowohl der Aufbau eines weiten Netzwerks als auch eine offene Kommunikationskultur erfolgsentscheidend.

Und drittens: Ehrgeiz ist wesentlich für eine Karriere im Technologiemanagement. Man braucht den Ehrgeiz, Hürden nehmen zu wollen und gute Ergebnisse zu liefern, um Projekte zum Erfolg zu führen.